Hier geht es um jemanden, der ein Leben führt, das in verschiedene Epochen passt. Hesses Glasperlenspiel konfrontiert uns mit der Entwicklung zum Faschismus, greift seiner Zeit weit voraus, doch zunächst einmal wird eine Geschichtslektion erteilt. Orte, Geschehnisse und Entwicklungen sind dabei größtenteils fiktiv gegriffen, sodass jeder für sich heraussuchen mag, was auf ihn zutrifft. Entstehen soll eine Welt, in der die Vernunft regiert und ein Menschenbild in friedlicher Absicht. Dafür muss der Einzelne schon mal auf Eigennütziges verzichten und höheren Zielen dienen. Der Schulmeister Josef Knecht bringt es im kastalischen Orden zum Meister des Glasperlenspiels. Sein Lebensweg wird nachgezeichnet anhand von Briefen, Notizen und weitergehenden Dokumenten, die ein Archivar ausfindig gemacht hat und nicht zu biografischen Zwecken veröffentlicht. Das ist schon lange nicht mehr üblich, das Individuelle soll lediglich exemplarisch wirken, um zu zeigen, wie Personen über sich hinauswachsen können. Bevor es zur Ordensgründung kam, vollzog sich nach Ansicht des Erzählers das Werden des geistigen Lebens in Europa seit dem Mittelalter in zwei Richtungen: Es galt, sich von Autoritäten zu befreien und sich dafür zu rechtfertigen. Selbstständig denkende Menschen begehrten gegen das Diktat der Kirche auf und schufen sich stattdessen eine eigene, eher passende Instanz zur Legitimierung ihres Verhaltens.