Das vorliegende Buch greift die durch den Religionssoziologen Hubert Knoblauch formulierte Forderung [Erforscht die gelebte Religion!] in zweifacher Hinsicht auf. Erstens bietet es ausgewählte aktuelle Beispiele dafür, wo und wie Religion in ihren gelebt-populären Ausdrucksweisen im unübersichtlichen Alltag eine Rolle spielt. Wo lässt sich Religion “dingfest” machen, und wie wirkt sie sich in ihrer konfrontierenden Kraft oder in ihren hilfreichen Zeichen aus? Zweitens werden die zutage geförderten Ausprägungen von “gelebter Religion” historisch eingeordnet: […] Überdies können die Leserinnen und Leser des vorliegenden Buches aus den historischen Vergewisserungen für ihr eigenes Religions— und Sozialleben umso mehr Orientierung ziehen.
Aus der Einleitung
Auch wenn immer mehr Menschen die Kirchen verlassen, weil deren Sinnangebote und Moralvorstellungen für sie an Plausibilität und Glaubwürdigkeit verloren haben, ist Religion im Alltag der Menschen offenbar höchst lebendig! Ob Tierfriedhöfe, Unfallkreuze am Straßenrand oder «Liebesschlösser» an Brückengeländern: Nach wie vor suchen Menschen nach Sinn — in ihrem Leben und darüber hinaus.
Anhand dieser erstaunlichen Beispiele arbeitet Hubertus Lutterbach drei Grundkriterien heraus, die all diesen Phänomenen zugrundeliegen: das Streben nach Individualität, nach Authentizität und Ganzheitlichkeit und die Skepsis gegenüber der institutionalisierten Religion.
Eine realitätsnahe Untersuchung zum Glaubensleben heute — mit übergreifenden Thesen.