Schon seit dem Beginn einer Grammatikographie des Mittelhochdeutschen im 19. Jahrhundert ist die Kritik formuliert worden, die Grammatiken lieferten eine nur unvollständige oder gar mangelhafte Kenntnis der mittelhochdeutschen Sprache, da sie sich auf Texte der sog. «hochhöfischen Zeit’’ und das Konstrukt eines in den Textausgaben aufscheinenden ‘‘unwandelbaren Hochdeutschen’’ konzentrierten.
Die hier vorgelegte neue, wissenschaftliche Grammatik des Mittelhochdeutschen will diese Forschungslücke schließen und methodologisches Neuland betreten. Sie ist vollständig aus handschriftlichen Quellen erarbeitet und bedient sich neuerer, (korpus-)theoretischer und insbesondere auch technischer Möglichkeiten zur Erfassung und Beschreibung nicht-normalisierter Sprachstufen. Zu Grunde liegt ein maschinenlesbar aufbereitetes Korpus von 102 Texten mit ca. 1.000.000 Wortformen. Die Quellen – Verstexte; Prosatexte; Urkunden – wurden soweit möglich gleichmäßig nach bestimmten Zeiträumen, Sprachlandschaften und Textsorten ausgewählt, in ihren sprachlichen, dialektalen und graphischen Besonderheiten erfasst und grammatisch analysiert.
Geplant sind vier Bände: I. Laut und Schrift, II. Flexionsmorphologie, III. Wortbildung und IV. Syntax.